Colitis ulcerosa

Hände auf Bauch – Colitis ulcerosa verursacht Durchfall und Schmerzen beim Stuhlgang

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Was ist Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa (seltener auch Colitis ulzerosa geschrieben; engl.: ulcerative colitis) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Dickdarms. Colitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Dickdarmentzündung – die Entzündung betrifft die Schleimhaut. Ulcerosa bedeutet, dass die Entzündung geschwürartige Veränderungen hervorruft.

In den meisten Fällen führt eine Colitis ulcerosa schubweise wiederkehrend zu Beschwerden – Phasen mit einer Entzündung und den dementsprechenden Symptomen wechseln sich ab mit Zeiten, in denen der Dickdarm sich erholt und kaum oder keine Beschwerden auftreten (Remission). Bei manchen Betroffenen tritt jedoch keine Remission auf, sie leiden ständig unter Symptomen. Dieser kontinuierliche Verlauf ist jedoch relativ selten – bei 95 Prozent der Betroffenen wechseln sich bei einer Colitis ulcerosa Schub und Remission ab.

Die chronische Colitis beginnt immer im Endbereich des Dickdarms, dem Rektum (Mastdarm). Von dort kann sich die Entzündung über den gesamten Dickdarm ausbreiten – darüber hinaus jedoch nicht: Der Dünndarm oder andere Teile des Verdauungstrakts sind von einer Colitis ulcerosa nicht betroffen.

Bei einer Colitis ulcerosa liegen alle entzündeten Bereiche nebeneinander. Betroffene und nicht betroffene Darmabschnitte wechseln sich nicht ab – dies ist ein wichtiger Unterschied, der die Abgrenzung zu einer anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankung erleichtert: dem Morbus Crohn. Bei Entzündungen des Magen-Darm-Kanals können bestimmte natürliche Wirkstoffe helfen.

In westlichen Nationen haben Schätzungen zufolge etwa 160 bis 250 von 100.000 Einwohnern eine Colitis ulcerosa. Grundsätzlich kann sich die Darmentzündung in jedem Alter entwickeln. Oft tritt die chronische Colitis in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter erstmals auf, meist zwischen dem 16. und 25. Lebensjahr. Colitis ulcerosa kann aber auch schon Kinder betreffen – in seltenen Fällen bereits im Säuglingsalter.

Die wichtigsten Symptome einer Colitis ulcerosa sind

Häufig ist die Colitis ulcerosa nicht das einzige Darmproblem – etwa die Hälfte der Betroffenen hat gleichzeitig einen Reizdarm. Dies kann die Diagnosestellung erschweren.

Mediziner unterscheiden drei Ausprägungen der Colitis ulcerosa – je nachdem, wie viele Bereiche des Dickdarms entzündet sind:

  • Enddarmentzündung (Proktitis)
  • linksseitige Dickdarmentzündung (Linksseiten-Colitis)
  • ausgedehnte Dickdarmentzündung (ausgedehnte Colitis, Pancolitis)

Über den Ort der Entzündung hinaus, teilen Ärzte die Colitis ulcerosa auch danach ein, wie schwer diese ausgeprägt ist, in:

  • geringe Entzündungsaktivität
  • mäßige Entzündungsaktivität
  • schwere Entzündungsaktivität

Colitis ulcerosa – Ursachen liegen im Darm

In den letzten Jahren sind Forscher den Ursachen der Colitis ulcerosa immer mehr auf die Spur gekommen. Lange Zeit gingen Ärzte davon aus, dass eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) die Darmentzündung verursacht. Diese Annahme als alleinige Ursache gilt inzwischen als überholt. Vielmehr konnten Wissenschaftler nachweisen, dass bei einer Colitis ulcerosa die Ursachen hauptsächlich in der Darmbarriere und der Darmflora zu suchen sind.

Der Darm ist mit einer Schleimschicht bedeckt. Diese stellt eine Barriere für Darmbakterien dar, sodass direkt auf und in der Darmwand normalerweise keine Keime leben. Bei Menschen mit einer Colitis ulcerosa ist diese Schleimschicht dünner als bei Gesunden. Dadurch können Bakterien, die die Darmflora bilden, diese Schutzschicht überwinden und in die Schleimhautzellen der Darmwand eindringen, wo sie die chronische Entzündung hervorrufen. Forscher gehen deshalb inzwischen davon aus, dass Defekte der Darmbarriere bei einer Colitis ulcerosa zu den wichtigsten Ursachen gehören.

Eine erbliche (genetische) Veranlagung ist eine Grundlage dafür, dass sich eine Colitis ulcerosa entwickelt – allerdings ist der Einfluss der Gene nicht so groß wie bei anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie dem Morbus Crohn. Etwa fünf Prozent der Personen mit Verwandten ersten Grades, die unter Colitis ulcerosa leiden, erkranken selbst daran. Bei Frauen könnte die genetische Veranlagung eine größere Rolle spielen als bei Männern. Außerdem scheinen Menschen mit einer entsprechenden erblichen Vorbelastung die Dickdarmentzündung früher zu entwickeln.

Darüber hinaus kann die Einnahme von Antibiotika im Jugendalter begünstigen, dass sich eine Colitis ulcerosa entwickelt – alleinige Ursache der Colitis sind Antibiotika aber nicht. Weitere Faktoren, die Forscher mit dem Auftreten einer Colitis ulcerosa in Verbindung bringen, sind unter anderem:

  • fett- und zuckerreiche Ernährung
  • tierische Eiweiße
  • Anti-Baby-Pille
  • Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR)

Lange Zeit wurde auch Stress als mögliche Ursache der Colitis ulcerosa angesehen – heute ist jedoch klar, dass Stress die Darmentzündung nicht verursacht, aber ihren Verlauf negativ beeinflussen kann.

Colitis ulcerosa-Symptome verlaufen schubweise

Frau rollt Toilettenpapier ab – Colitis ulcerosa verursacht Symptome wie Durchfall
Colitis ulcerosa verursacht Symptome wie Durchfall und Schmerzen beim Stuhlgang

In den meisten Fällt ruft eine Colitis ulcerosa nicht ständig Symptome hervor – die Darmentzündung verläuft häufig schubweise. Das bedeutet, dass sich beschwerdefreie Phasen (Remission) und Zeiten, in denen Beschwerden auftreten, abwechseln. Ein akuter Colitis ulcerosa-Schub verursacht typische Symptome:

  • Durchfall: Da die Darmentzündung die Darmschleimhaut schädigt und dadurch kleine Verletzungen entstehen, sind die Durchfälle häufig blutig.
  • schmerzhafter Stuhldrang (Tenesmus)
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Unfähigkeit, den Stuhl zurückzuhalten, sobald ein Stuhldrang auftritt (imperativer Stuhldrang)

Je nachdem, wie weit sich die Entzündung im Dickdarm ausgebreitet hat und wie stark diese ist, kann die Colitis ulcerosa weitere Symptome hervorrufen, zum Beispiel:

  • Bauchschmerzen
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust
  • Blutarmut (Anämie) durch Blutverluste über den Darm und Mangelernährung
  • Risse in der Schleimhaut des Afters (Analfissuren)
  • eitergefüllte Hohlräume um den After herum (perianale Abszesse)
  • Verbindungsgänge zwischen dem entzündeten Dickdarm und anderen Darmabschnitten, anderen Organen oder der Haut (Fisteln)
  • Fieber
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • beschleunigter Puls
  • erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (Anzeichen einer Entzündung)

Colitis ulcerosa-Symptome außerhalb des Darms

Nicht immer bleiben die Symptome der Colitis ulcerosa auf den Darm (das Intestinum) beschränkt: Sogenannte extraintestinale Manifestationen (also Colitis-Symptome außerhalb des Darms), die relativ häufig bei einer Colitis ulcerosa vorkommen, sind unter anderem:

  • Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen (Arthritis), die an der Wirbelsäule oder den Gliedmaßen auftreten können
  • Hautveränderungen (treten bei Colitis ulcerosaa. im akuten Schub auf): schmerzhafte rötliche Knötchen, die hauptsächlich an den Schienbeinen auftreten (Erythema nodosum) oder viele Knötchen und Bläschen, die sich rasch vergrößern und unbehandelt zum Absterben der betroffenen Hautpartien führen (Pyoderma gangraenosum)
  • Entzündungen verschiedener Schichten des Auges: Entzündung der Regenbogenhaut (Uveitis/Iritis), der Lederhaut (Skleritis) oder der Bindegewebsschicht, welche die Lederhaut von der Bindehaut trennt (Episkleritis)
  • primär sklerosierende Cholangitis: Entzündung der Gallengänge in der Leber, der Gallenblase und dem Zwölffingerdarm (Duodenum), die zu einem Gallenstau und schließlich zu einer Leberzirrhose führt („Schrumpfleber“, das Lebergewebe vernarbt und verliert seine Funktionsfähigkeit)

Seltener ruft eine Colitis ulcerosa Symptome in diesen Organen hervor:

  • Herz
  • Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
  • Nieren

Darüber hinaus können bei einer Colitis ulcerosa Symptome von Erkrankungen auftreten, die häufig gleichzeitig mit der chronischen Darmentzündung vorkommen, aber nicht in direktem Zusammenhang miteinander stehen. Zu diesen Begleiterkrankungen zählen Gallen- und Nierensteine.

Die häufigen Durchfälle als typische Colitis-Symptome führen mitunter zu einer Mangelernährung – viele Betroffene sind untergewichtig. Außerdem kann der Vitamin- und Mineralstoffmangel zum Beispiel eine Osteoporose („Knochenschwund“) und Störungen der Blutgerinnung verursachen.

Colitis ulcerosa ist eine chronische Erkrankung, die mitunter mit vielen Beeinträchtigungen verbunden ist. Die Lebensqualität ist häufig stark eingeschränkt. Dies belastet auch die Psyche. Vor allem bei schweren Krankheitsverläufen leiden Betroffene zum Teil unter Ängsten oder depressiven Verstimmungen. Umgekehrt können psychische Tiefs den Verlauf der Colitis ulcerosa ungünstig beeinflussen.

Aufwendige Diagnose bei Colitis ulcerosa

Bis die Diagnose Colitis ulcerosa feststeht, sind einige Untersuchungen notwendig – es gibt keinen speziellen Colitis ulcerosa-Test, mit der sich die Darmerkrankung sicher nachweisen lässt. Erste Hinweise auf eine Colitis ulcerosa liefert bereits das Gespräch mit dem Arzt, in dem dieser die Krankengeschichte erfragt (Anamnese). Der Arzt stellt dabei einige Fragen, um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen, zum Beispiel:

  • Welche Beschwerden haben Sie genau und seit wann treten diese auf?
  • Sehen Sie Blut im Stuhl?
  • Hatten Sie in letzter Zeit Kontakt zu Menschen mit infektiösen Durchfallerkrankungen?
  • Stehen die Symptome in einem Zusammenhang mit vorher verzehrten Nahrungsmitteln?
  • Ist Ihnen eine Nahrungsmittelunverträglichkeit bekannt?
  • Nehmen Sie Medikamente ein, die Blutungen im Verdauungstrakt oder eine Darmentzündung verursachen können, z.B. Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR)?
  • Mussten Sie kürzlich Antibiotika einnehmen?
  • Haben Sie sich in letzter Zeit im Ausland aufgehalten?
  • Gibt es in Ihrer Familie Verwandte, die unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa leiden?
Arzt untersucht Knie im Rahmen der Colitis ulcerosa-Diagnose
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auch auf Symptome außerhalb des Darms, zum Beispiel Gelenkschmerzen

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei achtet der Arzt auch auf mögliche Symptome außerhalb des Darms (extraintestinale Manifestationen). Kinder mit einer Colitis ulcerosa entwickeln sich zum Beispiel häufig nicht so gut wie gleichaltrige gesunde Kinder. Bei Gedeihstörungen (z.B. Wachstumsverzögerungen, verlangsamte geistige Entwicklung) wird der Kinderarzt deshalb auch an die Diagnose Colitis ulcerosa denken und diese gegebenenfalls weiter abklären.

Mangelerscheinungen wie ein Vitamin B12-Mangel, Hautveränderungen oder Gelenkschmerzen können bei Erwachsenen und Kindern ebenfalls auf eine Colitis ulcerosa hindeuten. Um die Diagnose zu stellen, ordnet der Arzt weitere Untersuchungen an, zum Beispiel diese:

  • Blutuntersuchung (z.B. Zahl der roten Blutkörperchen, Nieren-, Leber- und Entzündungswerte)
  • Stuhluntersuchung (z.B. auf mikrobielle Krankheitserreger oder Calprotektin, ein Eiweiß, das bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt erhöht ist)
  • Ultraschalluntersuchung
  • Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie)

Bei einer Darmspiegelung erkennt der Arzt die Darmentzündung und typische Schleimhautveränderungen. Wird die Colitis ulcerosa-Diagnose erstmals gestellt, ist eine zusätzliche Magenspiegelung sinnvoll, um einen Morbus Crohn auszuschließen – während beim Morbus Crohn der gesamte Verdauungstrakt entzündet sein kann, ist bei einer Colitis ulcerosa immer nur der Dickdarm betroffen. Der Arzt entnimmt Gewebeproben aus allen Abschnitten des Verdauungstrakts, die anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnose bei Colitis ulcerosa ist es herauszufinden, wie weit sich die Entzündung bereits ausgebreitet hat und wie hoch die Entzündungsaktivität ist. Auch dies ist im Rahmen der Darmspiegelung möglich.

Colitis ulcerosa-Therapie – Heilung möglich

Colitis ulcerosa ist heilbar. Wird der Dickdarm vollständig entfernt, kann die chronisch entzündliche Darmerkrankung nicht weiterhin auftreten. Die komplette Dickdarmentfernung (Proktokolektomie) ist aber ein umfangreicher Eingriff, der nur bei einer ausgedehnten Entzündung in Frage kommt.

Es ist außerdem möglich, die Darmentzündung mit Medikamenten zu behandeln und weitgehend einzudämmen, ohne den Dickdarm vollständig zu entnehmen. Bei Colitis ulcerosa umfasst die Therapie zwei Bereiche:

  • Behandlung im akuten Schub
  • Vorbeugung neuer Schübe (Remissionserhaltung)

Als Remission bezeichnen Mediziner das Nachlassen der Symptome einer chronischen Erkrankung. Auf die Colitis ulcerosa bezogen bedeutet dies, dass die Beschwerden wie Durchfall, Schmerzen beim Stuhlgang und Bauchschmerzen abnehmen. Wie lange die Remission anhält, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich – während bei manchen Betroffenen die Abstände zwischen zwei Schüben eher kurz sind, haben andere jahrelang keine größeren Probleme durch die Colitis ulcerosa. Die Therapie hat das Ziel, die Remission möglichst lange zu erhalten. Bei einer Colitis ulcerosa ist aber keine Heilung möglich – auch wenn lange Zeit keine Symptome auftreten, kann sich die Dickdarmentzündung jederzeit wieder verschlechtern.

Beschwerden außerhalb des Darms (sog. extraintestinale Manifestationen) bessern sich in der Regel durch die Colitis ulcerosa-Therapie im akuten Schub. Zusätzliche Maßnahmen, welche die Colitis ulcerosa-Therapie bei Bedarf ergänzen können, sind zum Beispiel:
Bei Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen:

  • Entlasten und Ruhigstellen von Gelenken
  • Physiotherapie
  • Medikamente, die entzündungshemmend wirken und/oder das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva)

Bei einer chronischen Entzündung der Gallengänge:

  • Ursodesoxycholsäure (künstlich hergestellte Gallensäure)
  • Weitung verengter Gallengänge

Schreitet die Entzündung der Gallengänge soweit fort, dass die Leber vernarbt (Leberzirrhose), ist diese irgendwann nicht mehr funktionsfähig. Bei diesem schweren Verlauf kann eine Lebertransplantation notwendig werden.

Bei Hautveränderungen:

  • Cortison
  • bei schweren Verläufen Immunsuppressiva

Bei einer Entzündung der Augen:

  • Cortison als Augentropfen oder Tablette
  • Immunsuppressiva

Neben der medikamentösen Therapie können eine Psychotherapie und der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen bei einer Colitis ulcerosa die Behandlung ergänzen. Auch eine Ernährungsberatung bei einer qualifizierten Fachkraft ist sinnvoll, um einer Mangelernährung frühzeitig vorzubeugen.

Viele Menschen mit Colitis ulcerosa wenden komplementäre Therapie-Methoden an. Komplementär bedeutet, dass sie zusätzlich zu den Standard-Medikamenten und -Verfahren in Anspruch genommen werden. In Studien konnte bislang die Wirksamkeit dieser ergänzenden Maßnahmen belegt werden:

  • Curcumin aus Gelbem Ingwer (Curcuma) in der Remissionserhaltung
  • Flohsamenschalen (Plantago ovata) in der Remissionserhaltung
  • Mind-Body-Therapie (ein Konzept, das Bewegung, Ernährung, Selbsthilfe-Strategien und Stressmanagement umfasst) zur Verbesserung der Lebensqualität
  • Akupunktur mit Muxibustion (auch Moxa-Therapie genannt; Akupunktur mit Erwärmung bestimmter Punkte des Körpers) bei leichten und mittleren (moderaten) Schüben
  • natürliche Arzneimittel mit entzündungshemmender Wirkung wie das neue Rezea

Operative Colitis ulcerosa-Therapie

In einigen Fällen ist eine Operation bei Colitis ulcerosa eine Therapie-Möglichkeit. In diesem Fall entfernt der Arzt den entzündeten Dick- und Enddarm (Proktokolektomie). Es gibt bei einer Colitis ulcerosa verschiedene Dringlichkeitsstufen der Operation:

  • Notfall-Operation: bei einem Durchbruch der Darmwand
  • dringliche Operation: bei einem schweren Colitis ulcerosa-Schub, der sich durch Medikamente nicht unter Kontrolle bringen lässt, oder bei einer nicht zu stillenden Darmblutung

Damit Betroffene nach einer Operation nicht auf einen künstlichen Darmausgang angewiesen sind und die Darmentleerung weiterhin kontrollieren können, bildet der Operateur in der Regel eine Tasche aus dem letzten Abschnitt des Dünndarms (Ileum), die er mit dem After (Anus) verbindet – der medizinische Fachbegriff dafür lautet ileoanaler Pouch („Pautsch“ ausgesprochen) – kurz: IAP. Dieser Eingriff ist bei Colitis ulcerosa in der operativen Therapie der aktuelle Standard.

In den meisten Fällen ist kein dauerhafter künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig. Ist es nicht möglich, einen ileoanalen Pouch zu schaffen, führt der Operateur eine Schlinge des Dünndarms als künstlichen Darmausgang durch die Bauchdecke – Mediziner nennen diese Operation Ileostomie. Der Darmausgang über den Dünndarm heißt Ileostoma. In einigen Fällen ist es notwendig, im Rahmen der Colitis ulcerosa-Therapie vorübergehend ein Ileostoma zu legen, damit sich der Darm erholen oder eine Operationsnarbe verheilen kann. In diesem Fall wird das Ileostoma nach einigen Wochen zurückverlegt und ein ileoanaler Pouch gebildet.

Etwa jeder dritte Mensch mit Colitis ulcerosa benötigt irgendwann zur Therapie eine Operation.

Darmkrebsvorsorge im Rahmen der Colitis ulcerosa-Therapie

Post-it Darmkrebsvorsorge in der Colitis ulcerosa-Therapie
Die Darmkrebsvorsorge spielt im Rahmen der Colitis ulcerosa-Therapie eine wichtige Rolle, da das Risiko für Darmkrebs bei Betroffenen erhöht ist

Menschen mit einer Colitis ulcerosa haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Je weiter sich die Darmentzündung ausbreitet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit. Ungünstig ist darüber hinaus, wenn…

  • …die Colitis ulcerosa schon lange besteht.
  • …die Entzündungsaktivität hoch ist.
  • …die Colitis ulcerosa mit einer Entzündung der Gallengänge (primäre sklerosierende Cholangitis) verbunden ist.

Um Darmkrebs oder Vorstufen möglichst frühzeitig entdecken und behandeln zu können, sollten Menschen mit einer Colitis ulcerosa regelmäßig eine Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge wahrnehmen. Die erste Vorsorgeuntersuchung sollte spätestens acht Jahre nach Beginn der Beschwerden stattfinden. Je nachdem, wie viele Bereiche des Dickdarms und wie stark diese entzündet sind, ist es empfehlenswert, die Darmkrebsvorsorge jährlich bis alle zwei Jahre zu wiederholen. Am sinnvollsten ist es, die Darmspiegelung während der Remission durchzuführen, da mögliche Veränderungen dann am besten erkennbar sind.

Colitis ulcerosa – Medikamente halten die Entzündung in Schach

Die Standard-Therapie bei einer Colitis ulcerosa sind Medikamente. Die Behandlung unterscheidet sich je nach Krankheitsphase – im akuten Schub einer Colitis ulcerosa sind andere Medikamente notwendig als in beschwerdefreien Zeiträumen (Remission).

Colitis ulcerosa – Medikamente im akuten Schub

Welche Medikamente bei Colitis ulcerosa sinnvoll sind, hängt von der Ausbreitung und der Aktivität der Entzündung ab. Bei einem leichten oder moderaten Schub verschreibt der Arzt einen Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten 5-Aminosalizylate in Form von Zäpfchen, Schäumen oder Einläufen, die örtlich im Darm entzündungshemmend wirken. Bei einer ausgedehnten Entzündung des Dickdarms gibt es die Wirkstoffe auch als Tabletten zum Einnehmen, die Ärzte in Kombination mit den örtlichen Wirkformen verschreiben. Wenn die Colitis ulcerosa durch diese Medikamente nicht ausreichend unter Kontrolle ist, ist eine Behandlung mit örtlich (lokal) oder gegebenenfalls im ganzen Körper (systemisch) wirkendem Cortison sinnvoll.

Bei einem schweren Colitis ulcerosa-Schub ist der gesamte Körper beeinträchtigt – dies zeigt sich zum Beispiel an Symptomen wie Fieber oder Herzrasen (Tachykardie). In diesem Fall sollte die Therapie stationär in einem Krankenhaus stattfinden. Im schweren Schub erhält der Betroffene mit Colitis ulcerosa die Medikamente als Infusion über die Vene (intravenös) – in der Regel Cortison. Menschen, die kein Cortison vertragen, andere Gegenanzeigen aufweisen oder bei denen es nicht ausreichend wirkt, bekommen andere Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).

Medikamente bei Colitis ulcerosa zur Verlängerung der symptomfreien Zeit

Verursacht die Colitis ulcerosa keinen Durchfall, befindet sich kein sichtbares Blut im Stuhl und treten auch sonst keine darmbezogenen (intestinalen) oder extraintestinalen Symptome auf, sprechen Mediziner von einer Remission. Um dieses beschwerdefreie Intervall möglichst lange aufrecht zu erhalten, sollten Betroffene mit Colitis ulcerosa Medikamente einnehmen. Zur Remissionserhaltung sind – wie auch im akuten Schub – entzündungshemmende Wirkstoffe aus der Gruppe der 5-Aminosalicylate geeignet. Je nach Ausbreitung der Colitis ulcerosa wenden Betroffene die Medikamente als Zäpfchen oder Schäume direkt im Darm an oder nehmen sie als Tabletten ein. Ärzte empfehlen, die remissionserhaltende Colitis ulcerosa-Therapie mindestens zwei Jahre fortzusetzen.

Hilfe bei Colitis ulcerosa – Hausmittel

Was hilft bei Colitis ulcerosa? Es gibt keine speziellen Hausmittel, die Hilfe bei Colitis ulcerosa versprechen und die Ursachen der Dickdarmentzündung bekämpfen. Manche Symptome lassen sich jedoch mit Hausmitteln lindern:

Es gibt auch viele Hausmittel gegen Durchfall – ob diese jedoch Hilfe bei Colitis ulcerosa bieten, ist ungewiss, da der Dickdarm durch die Darmentzündung stark gereizt ist. Wer trotzdem Hausmittel gegen Durchfall versuchen möchte, kann sich damit jedoch in der Regel nicht schaden – sofern sie als Ergänzung zu einer wirksamen Behandlung angewendet werden.

Colitis ulcerosa – Ernährung spielt eine wichtige Rolle

Bei einer Colitis ulcerosa ist die Ernährung von großer Bedeutung, denn Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung und Untergewicht – mit negativen Folgen für den Verlauf der Darmentzündung. Besonders Menschen mit einer ausgedehnten Dickdarmentzündung (Pancolitis) sind gefährdet. Zum einen haben viele während eines akuten Schubs keinen Appetit. Bauchschmerzen und Durchfall sorgen zusätzlich dafür, dass Betroffene weniger essen. Zum anderen steigt bei einem akuten Colitis ulcerosa-Schub der Energiebedarf. Deshalb ist es besonders wichtig, bei einer Colitis ulcerosa auf die Ernährung zu achten, denn eine Mangelernährung…

  • …verschlechtert den Verlauf eines Schubs.
  • …erhöht das Risiko für Komplikationen nach einer Operation und führt zu einem längeren Krankenhausaufenthalt.
  • …schränkt die Lebensqualität ein.
  • …erhöht das Risiko, durch einen akuten Colitis ulcerosa-Schub zu versterben.

Sobald die chronische Dickdarmentzündung festgestellt wurde, ist es empfehlenswert, dass der Betroffene eine Ernährungsberatung bei einer entsprechend qualifizierten Fachkraft in Anspruch nimmt. Die Beratung kann danach bei Bedarf regelmäßig wiederholt werden – häufig ergeben sich erst im Lauf der Zeit Fragen zur Ernährung bei Colitis ulcerosa. Darüber hinaus können sich die Anforderungen ändern, zum Beispiel wenn ein künstlicher Darmausgang (Ileostoma) gelegt wird. In diesem Fall ist es besonders wichtig, die Speisen gut zu kauen, damit das Stoma nicht verstopft, und über den Tag verteilt kleinere Portionen zu essen.

Colitis ulcerosa – Ernährung während der Remissionsphase

Mediziner empfehlen, während der beschwerdefreien Zeit (Remission) dem Leitsatz „Erlaubt ist, was verträglich ist“ zu handeln. Ein Ernährungstagebuch kann helfen herauszufinden, welche Lebensmittel das sind und welche die Symptome beeinflussen. Es gibt keine spezielle Ernährung bei Colitis ulcerosa, die allen hilft. Grundsätzlich ist eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse empfehlenswert, um Mangelzuständen vorzubeugen. Die 10 Regeln für vollwertiges Essen und Trinken der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) helfen bei der Umsetzung im Alltag.

Rosenkohl – blähende Lebensmittel sollten in der Colitis ulcerosa-Ernährung vermieden werden
Verschiedene Lebensmittel können Blähungen verursachen – diese sollten in der Colitis ulcerosa-Ernährung gemieden werden

Nahrungsmittel, auf die alle Menschen mit Colitis ulcerosa verzichten sollten, gibt es nicht – allerdings können einige Lebensmittel Blähungen verursachen. Dazu gehören unter anderem:

  • Kohlsorten, z.B. Rosenkohl
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Hülsenfrüchte

Auch Möhren und Zucchini sind bei einer Colitis ulcerosa häufig nicht gut verträglich. Welche Lebensmittel Probleme machen, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Hier hilft das Ernährungstagebuch.

Wenn der Arzt eine Mangelversorgung mit einzelnen Vitaminen oder Mineralstoffen feststellt, kann diese durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. Besonders häufig treten bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung folgende Mangelerscheinungen auf:

  • Calcium
  • Vitamin D
  • Folsäure
  • Vitamin B12
  • Eisen
  • Zink

Eisen sollte bei einer Colitis ulcerosa der Ernährung ausschließlich während der beschwerdefreien Zeit zugesetzt werden, da es im akuten Schub möglicherweise die Entzündung fördert.

Während der Remission sind Probiotika und Präbiotika eine sinnvolle Ergänzung der Ernährung bei Colitis ulcerosa. Auch für Menschen mit einem ileoanalen Pouch sind Probiotika empfehlenswert, da diese vor einer Pouch-Entzündung (Pouchitis) schützen können.

Bestimmte Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können dazu beitragen, neuen Schüben der Colitis ulcerosa vorzubeugen – die Omega-3-Fettsäuren. Sie stecken in Seefisch (z.B. Hering, Sardine, Lachs, Makrele) und einigen pflanzlichen Ölen wie Raps-, Walnuss-, Lein- oder Sojaöl. Auf der anderen Seite gibt es auch Fettsäuren, die Entzündungen fördern – zum Beispiel die Arachidonsäure. Sie kommt in vielen Fleisch- und Wurstsorten vor. Auch Distel-, Sonnenblumen- und Maiskeimöl enthalten Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken können und sind deshalb für die Ernährung bei Colitis ulcerosa weniger oder nur in kleinen Mengen empfehlenswert.

Ernährung bei einem Colitis ulcerosa-Schub

Während eines Colitis ulcerosa-Schubs ist eine ballaststoffarme, leicht verdauliche und fettreduzierte Ernährung empfehlenswert. Unverdünnte Fruchtsäfte, zuckerhaltige Limonaden und kohlensäurehaltige Getränke verursachen häufig Probleme – besser geeignet sind stilles Wasser oder ungesüßter Kräutertee. Bei einem Colitis ulcerosa-Schub sollte die Ernährung darüber hinaus…

  • …nicht zu süß, sauer oder scharf sein.
  • …nicht zu heiß oder kalt sein.
  • …nicht zu viel Fett enthalten.
  • …keine Rohkost oder ganze Getreidekörner enthalten.

Eine künstliche Ernährung über eine Sonde oder eine Infusionslösung ist in der Regel nicht notwendig. Nur wenn Betroffene deutlich zu wenig Energie zu sich nehmen, kann bei einer Colitis ulcerosa die Ernährung mit einer hochkalorischen Trinknahrung oder über eine Nasen- oder Magensonde sinnvoll sein, um einer Mangelernährung vorzubeugen.

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Quellen
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa 2011. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 021/009 (Stand: 09/2011)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin et al. Klinische Ernährung in der Gastroenterologie (Teil 4) – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 073/027 (Stand: 07/2014)
Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung. Arbeitskreis CED und Stoma. Online-Informationen (Abruf: 03/2016)
Frolkis A et al. Environment and the inflammatory bowel disease. Can J Gastroenterol 2013; 27(3):e18-e24
Gastro-Liga. Colitis ulcerosa: Leitfaden für Patienten (Stand: 03/2012)
Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen e.V. Die Rolle der Ernährung bei CED. Crohn-Colitis-Tag 2014
Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen e.V. Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Crohn-Colitis-Tag 2014
Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen e.V. Ernährung ist ein Bestandteil der Lebensqualität. Cohn-Colitis-Tag 2014
Wehkamp J et al. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113(5):72-82

Autor: reizdarm.net-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 16.11.2017